Es war einmal: Die ältesten Aufzeichnungen über die Karotte stammen aus der Zeit um 3000 v. Chr. Ursprünglich stammt das Gemüse aus Zentralasien, insbesondere aus dem heutigen Iran und Afghanistan. Die ersten Möhren, die von Menschen kultiviert wurden, waren jedoch ganz anders als die heute bekannten orangefarbenen Varianten die wir alle aus dem Supermarkt kennen. Sie waren meist lila oder gelb und hatten einen eher bitteren Geschmack. Noch heute gibt es diese Farben jedoch zu kaufen, auch wenn sie geschmacklich nicht mehr dem Ursprungsgewächs entsprechen. Die Pflanze verbreitete sich allmählich über den Nahen Osten nach Nordafrika und Europa. Die Griechen und Römer kannten die Karotte, verwendeten sie jedoch vor allem als Heilpflanze und weniger als Nahrungsmittel, was bei damaligen damaligen geschmacklichen Erlebnis auch nachvollziehbar ist.

Wiener Dioskurides Kodex auf Blatt 313r
Wiener Dioskurides Kodex auf Blatt 313r. Eine der ersten Zeichnungen einer Möhre die es gibt. Wun-der-schön!

Nach der Antike: Ein Sprung ins Mittelalter

Im Mittelalter, etwa im 10. Jahrhundert, gelangte die Karotte durch den Handel und die islamische Expansion nach Europa. In dieser Zeit begannen die Europäer, insbesondere die Niederländer, intensiv mit der Züchtung der Karotte zu experimentieren. Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelten niederländische Landwirte die bekannte orangefarbene Karotte. Diese Züchtung soll zu Ehren des niederländischen Königshauses, dem Haus Oranien, erfolgt sein, dessen Farbe orange ist. Die orangefarbene Karotte hatte zudem den Vorteil, dass sie süßer und weniger holzig im Geschmack war als ihre Vorgänger. Sieht man in Zukunft somit Niederländer in ihrer geliebten orangefarbenen Kleidung oder bei einem Fußballspiel, kann man sie sich auch als riesige Karotte vorstellen. Eventuell wäre ein hellgrüner Hut mit ebenso grünen Federn das perfekte Accessoire.

Karotten in orange kommen aus den Niederlanden
Karotten in orange, Tulpen, Windmühlen und Klompen. Der Wohnwagen befindet sich an anderer Stelle der Webseite. Nur wo?

Die Möhre in der Moderne

Im 18. und 19. Jahrhundert verbreitete sich die orangefarbene Karotte schnell in ganz Europa und schließlich auch in Amerika und anderen Teilen der Welt. Mit der zunehmenden Industrialisierung und den Fortschritten in der Landwirtschaft wurde die Karotte zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel. Durch Züchtung entstanden verschiedene Sorten, die für unterschiedliche Klimazonen und Böden geeignet waren.

Heute ist die Karotte weltweit eine der am häufigsten angebauten Gemüsesorten. China produziert so beispielsweise fast die Hälfte der weltweit angebauten Karotten. So herrscht eine ständig währende Auseinandersetzung, ob im Land mehr Möhren oder mehr unbrauchbare Plastikartikel produziert werden. Moderne Züchtungsprogramme konzentrieren sich auf die Verbesserung von Geschmack, Farbe, Form und Krankheitsresistenz. Auch historische Sorten wie lila, gelbe und weiße Karotten erleben eine Renaissance und sind zunehmend in speziellen Supermärkten und auf Bauernmärkten zu finden.

Nachfolgend sind die Top10 der weltweiten Karottenproduktion zu finden. Die Daten stammen aus 2011, werden jedoch auch nicht jährlich erhoben und aktualisiert.

Top Produzenten von Möhren
Top10 Karottenproduzenten 2011
  • China – 45%
  • Russland – 10%
  • USA – 8%
  • Usbekistan – 7%
  • Polen – 5%
  • Ukraine – 5%
  • Türkei – 4%
  • Marokko – 4%
  • Vereinigtes Königreich – 4%
  • Japan – 3%

Etwas Kultur muss sein

Die Karotte hat nicht nur in der Küche, sondern auch kulturell eine bedeutende Rolle gespielt. In vielen Kulturen gilt sie als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand. Auf das Thema der Fruchtbarkeit kommen wir hier noch zu sprechen. Zudem hat sie ihren Platz in der Volksmedizin und der traditionellen Heilkunst, wo sie für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt wird. Durch ihre lange geschichtliche Entwicklung ist sie in vielen Ländern gut bekannt und findet in unterschiedlichen Bereichen Anwendung. Wilde Möhren können so bspw. gegen Juckreiz eingesetzt werden. [1]